Online-Workshop 12: Kleine Lötschule für Modellbauer

Artikel-Nr.: WORKSHOP12
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Zunächst: Löten ist die Verbindung von Metallbauteilen mittels Lot. Eine richtige Lötung erzeugt eine Oberflächen-Diffusionslegierung, d.h., in die oberen Kristallebene eines lötbaren Werkstoffes diffundiert der Lotwerkstoff unter Hitzeeinwirkung und bildet dort ein Werkstoffgemisch. Für eine haltbare Lötung ist deshalb die Einhaltung der Schmelztemperatur bei den zu verlötenden Bauteilen wichtig, d.h., das Bauteil muß so heiß sein, daß das Lot darauf schmilzt (knapp 200 °C für Lote mit Blei, knapp 250 °C für Lote ohne Blei).

Dann: Aufgrund der verschiedenen Schmelztemperaturen von Bleilot und bleifreiem Lot ergeben sich Möglichkeiten, auch komplexe Baugruppen zusammenzulöten, indem zunächst mit bleifreiem Lot montiert wird, später dann zusätzliche Bauteile mit bleihaltigem Lot montiert werden, ohne daß die zuvor bleifrei gelöteten Verbindungen beschädigt würden.

Außerdem: Löten ist die geniale Montagemethode im Modellbau, weil die Verbindung sofort nach Abkühlen voll belastbar ist. Wie überall in der Technik, wo mit geschmolzenen Metallen umgegangen wird, verwendet man ein Flußmittel zur Optimierung des Lötprozesses, nämlich Lötwasser. Diese Flüssigkeit, ein gelöstes Salz, reduziert die Oberflächenspannung und damit die Viskosität der Lot-Schmelze dramatisch, das geschmolzene Lot wird dünnflüsig wie Wasser oder Alkohol und kriecht durch die Kapillarkräfte in jede Ritze. Niemals ohne Lötwasser!

Schlußendlich: Kapillares Löten ist beim Flaschnerhandwerk der Dreh- und Angelpunkt. Im gesamten Bereich der Blechverarbeitung für Bauten werden Hartlötverbindungen eingesetzt, die so gestaltet wurden, daß möglichst viele Kapillaren einen optimalen Lotfluß bewirken. Das ist im Modellbau nicht anders: jede Verbindung zwischen zwei Bauteilen, die kleiner als 0.1 mm breit ist, wirkt als Kapillare und zieht in Verbindung mit Lötwasser das Lot in den Spalt hinein, wenn das Bauteil erwärmt wird, mehr noch, das Lot kriecht dem heißesten Punkt hinterher, sodaß sich die Schmelze und Verlötung exakt lenken läßt, z.B. mit einer weichen Brennerdüse. Soviel zu den Grundlagen.


Für eine Lötwerkstatt empfehlen wir (aus unserem Programm):

  • bleifreies Lot
  • bleihaltiges Lot
  • Lötwasser
  • Lötkolben 50 W mit bleistiftspitzen Lötspitzen
  • Gaslötkolben mit Brennerdüse
  • Entlötlitze
  • Valtitan Nadelfeilen
  • Schmirgel Korn 1000
  • Proxxon Fingerschleifer
  • Proxxon Rundschleiftellerchen
  • weiche Rundstahlbürste
  • Proxxon Graviergriffel
  • Microbohrer
  • div. Seitenschneider
  • feine Nagelschere
  • Löt-Klemmpinzetten

Technik 1: Lötstelle einrichten: möglichst unverrutschbar die zu lötenden Teile mit einer oder mehreren Klemmpinzetten verklemmen. Lötstelle dann mit Lötwasser einpinseln, sodaß eine Benetzung erfolgt ist. Bereiche, die schon verlötet sind, ebenfalls ruhig großflächig miteinpinseln, Lötwasser kühlt diese Bereiche während in der Nachbarschaft geschmolzen wird. Dann ran mit dem Kolben, bis zischend und brotzelnd das Lötwasser an der Lötstelle verdampft ist, gleichzeitig den Lötdraht (Lot) an eine heiße Stelle in der Nähe des Lötkolbens halten, bis ein bißchen davon weggeschmolzen ist und sich auf die Lötstelle verteilt hat. Lötspitze wegnehmen, abwischen am nassen ! Schwamm. Wurde sehr wenig Lot verwendet, reicht zum Versäubern das Überbürsten mit der rotierenden Stahlbürste.

Technik 2: Um sehr lange Nähte zwischen zwei gestoßenen Bauteilen zu verlöten, werden im Abstand von 10 - 20 mm diese Stöße mit Technik 1 geheftet. Dann wird die gesamte Naht mit reichlich Lötwasser eingepinselt und mit der Brennerdüse des Gaslötkolbens (vorsichtig) erwärmt. Das Bauteil erhitzt sich ohne Kontakt zu einer heißen Lötspitze soweit, bis die Heftungen wieder aufschmelzen und das durch das Lötwasser flüssiggewordene Lot durch die Kapillarkraft wie Wasser in die Ritze zischt. Dieser Vorgang kann durch einen besonderen, vielfach unbekannten Effekt gesteuert werden, indem der Punkt, der der Brennerflamme ausgesetzt ist, bewegt wird: das Lot fließt zuverlässig in Richtung des heißesten Punktes in dieser langgestreckten Schmelze. Viele unserer Bausätze sind lötfreundlich gestaltet und berücksichtigen diese Technik, sodaß sehr schnell und sauber gearbeitet werden kann, indem an zu verbindenden Bauteilen in bestimmten Abständen Zäpfchen sowie Ösen angeätzt sind, die später weggeschliffen werden (z.B. Signalmasten oder Weichenzungen): Die Bauteile werden einfach ineinandergesteckt, die Zäpfchen etwas umgebückt, schon sind die Bauteile mechanisch verbunden. Nun werden alle Ösen mit hindurchragenden Zäpfchen geheftet (Technik 1), dann mit Technik 2 alles eingepinselt und gleichmäßig angewärmt, bis das Lot in die Ritzen zischt. Die Verlötung kann mit der Brennerdüse, aber auch mittels Lötkolben erfolgen, indem die Lötspitze im Bereich zwischen den Zäpfchen hin- und herbewegt wird, um in diesem Bereich das aufschmelzende Lot in die Ritzen fließen zu lassen. Nach Abkühlen gegebenenfalls den Bereich der Heftungen mit dem Lötkolben etwas nachheften, da das Lot dort abgeflossen ist, die Ösen aber vor dem Verschleifen mit Lot gefüllt sein müssen, dann Zäpfchen und Ösen wegschleifen - perfekt. Wer diese Technik einmal ausprobiert hat, wird begeistert sein, wie schnell und professionell, aber doch simpel, solche Bauteile gelötet werden können (der Goldschmied macht’s genauso und kann’s auch nicht besser).

Technik 3: Für Verbindungen, die sehr filigran sind, wird die Lötstelle mit Lötwasser benetzt und ein ganz kleines Tröpfchen auf die saubergewischte Lötspitze des Lötkolbens genommen. Dann setzen Sie die mit Lot benetzte Spitze an der Lötstelle an, das geschmolzene Lot beschleunigt den Wärmeübergang auf die Bauteile, bis das Lötwasser verdampft ist und das Lot aufgrund der niedrigen Viskosität von der Lötspitze in den Spalt geflossen ist. Bei ganz filigranen Lötungen nehmen Sie einen etwas dickeren Tropfen auf die Lötspitze und wischen diese am Schwämmchen wieder sauberr - der minimale Rest auf der Spitze reicht bereits aus, die Bauteile zu verbinden.

Technik 4: Um einen Spalt zu schließen, nehmen Sie etwas mehr Lötzinn auf die Spitze und ziehen diese über den Lötwasser-benetzten Spalt, die Oberflächenspannung reicht, um den Spalt mit einer „Haut" aus Lot zu verschließen (reicht für den Modellbau aus, da Lot geschmolzenes Metall ist).

Technik 5: Auftragslöten: Wie beim Elektroschweißen wird der Lötdraht über eine Zone unmittelbar an der Lötspitze geführt und hinterläßt einen Wulst, um Oberflächenschäden zu verschließen - später verschleifen, sauber. Auch hier Lötwasser.

Technik 6: Kommt auch mal vor: zur Reparatur einer versauten Lötung durch Verwendung von zuviel Lot fixieren Sie die Teile wieder mit einer Klemmpinzette o.ä., pinseln die Stelle gut mit Lötwasser ein und wärmen erneut mit der Lötspitze an. Sowie das Lot schmilzt, ziehen Sie das überschüssige Lot an eine Stelle, an der es sich besser wegfeilen oder -schleifen läßt, die mit Lot zugepappte Kontur kommt wieder zum Vorschein. Ist nicht allzuviel Lot wegzunehmen, lönnen Sie das Lot, das immer der Hitze hinterherkriecht, auch verteilen und mit einer weichen Rundstahlbürste wegbürsten - sauber, fertig.

Technik 7: Bei größeren Verunreinigungen von Lötstellen mit zuviel Lot verwenden Sie eine Entlötlitze, deren Ende Sie in die Lotschmelze halten. Die Entlötlitze ist ein feindrähtig hergestellter Drahtschlauch, der mit Kolophonium als Flußmittel versetzt ist. Durch die Kapillarkräfte und die große Oberfläche der Litzenfäden saugt diese überschüssiges Lot auf, das mit Lot versetzte Ende der Litze nach dem Abkühlen wegschneiden, Vorgang ggf. wiederholen. Meist genügt die Reinigung der Lötstelle mit einer weichen rotierenden Stahlrundbürste, um eine lackierfertige Oberfäche zu erzielen.

Technik 8: Bauteile, die flächig auf ein anderes Bauteil aufgelötet werden sollen, mit etwa Lötpaste bestreichen, aufsetzen und mit Klemmpinzette fixieren, dann Lötstelle mit einem Lötkolben oder dem Brenner weich erhitzen, bis an den Rändern des aufgesetzten Bauteils ein silberner Streifen sichtbar wird, der anzeigt, daß das Lot geschmolzen ist und die Teile verbunden wurden. Diese Technik erlaubt mit Brenner ein außerordentlich sauberes Arbeiten. Vorige Lötstellen am Bauteil müssen aber ggf. gekühlt werden, um ein Aufgehen dieser Lötstellen zu verhindern. Ich verwende hierfür Klemmpinzetten, deren Enden ich um 90° abgebogen habe, sodaß diese die Bauteile wie zwei Finger mit den Spitzen aufeinanderklemmen.

Grundregeln:

1. Immer mit Lötwasser löten.

2. Lötspitze immer am nassen Schwämmchen sauberwischen.

3. Mit der Brennerdüse aufpassen, Abstand halten, sonst schmilzt das ganze Bauteil (es glüht vorher, spätestens dann sollte die Flamme weggenommen werden!!)

4. Etwas üben, und sie werden Klebstoffe zur Seite stellen. Wer das Löten lernt, erschließt sich eine völlig neue, faszinierende Welt des Modellbaus.

5. Immer daran denken, wenn bereits gelötete Bauteile weiter verlötet werden, daß die alten Lötstellen a) mit Lötwasser gekühlt werden sollten und b) ggf. mit bleihaltigem Lot weitergelötet werden kann, um die Schmelztemperatur zu drücken.

6. Lötstellen können beliebig oft wieder erwärmt werden, die Lötung wird dadurch nicht schlechter, höchstens stabiler, sodaß schiefe Verbindungen jederzeit in Ordnung gebracht werden können.

7. Lötwasser ist stark sauer und muß vor der Weiterverarbeitung des Bauteils abgewaschen werden, da sonst bei wasserverdünnten Farben Schleier in der Lackierung auftreten.

Sicherheitshinweis:

Lötdämpfe und Dämpfe von Lötwasser und Flußmitteln keinesfalls einatmen, unter Abzug arbeiten oder für erstklassige Lüftung sorgen, Sicherheitshinweise der Hersteller für Lote, Lötwasser und sonstigen Hilfsmitteln unbedingt beachten!

Wichtig: Lötwasser ist wassergefährdend. Daher ist die Waschlösung, mit der Bauteile, die mit Lötwasser gelötet wurden, getrennt zu sammeln und als Sondermüll zu entsorgen.

Das war’s eigentlich. Der Rest ist Übung, Rückfragen gerne!

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