Musik in Bildern
die Welt im Spiegel von Alamire
Musik ist uns nicht gegenüber - sie ist Atmosphäre, flüchtiger Klang, der uns durchdringt und wieder verläßt: nicht aufzuhalten, nicht festzuhalten.
Die reich illuminierten Notenhandschriften aus Mittelalter und Renaissance - erste Versuche, gegen alle Erfahrung Musik zu fixieren - wirken in ihrer Sorgfalt und Liebe zum Detail wie magische Beschwörungen, die Musik, die ist und doch nicht ist, zum ewigen Bleiben zu verleiten.
Petrus Alamire - Kopist, Musikalienhändler, Botschafter und Agent zu den bewegten Zeiten Heinrichs VIII. und Karls V., mit ihnen und gegen sie in konspirativem Kontakt - ist der illustre Namensgeber des belgischen Verlags Alamire, der in den letzten Jahrzehnten atemberaubende Kopien alter Handschriften, Bilder und Noten als Kunstdrucke, Miniaturen oder Postkarten in Umlauf brachte und damit kostbares Museumsgut zum Allgemeinbesitz machte. So wurde er, eingedenk seines Namens, zum Kurier zwischen vergangenen Zeiten und gegenwärtigem Interesse, zwischen gestern und heute.
Bekannte Motive - die bayerische Hofkapelle Orlando di Lassos, das vermeintliche Bildnis Ockeghems mit Augengläsern, der Monat Mai aus dem Buch des Duc de Berry etc. - werden ergänzt von deftig-ironischen Ansichten voll anspielungsreicher Aussagekraft; Prachthandschriften für Könige und Fürsten stehen intensiv-schlichten Notationen oder witzig-weltlichen Liederbüchern gegenüber: Die Palette der Buch- und Notenmalereien ist unerschöpflich und ein wahrer Augenschmaus aus längst vergangenen Welten, als Bild, Ornament und Schrift noch ungetrennt voneinander waren.